Interview mit Oliver und Chris von SICK OF SOCIETY

Ihr nennt Euren Stil „PunkRock mit Metal/HC-Verunreinigungen“. Gebt doch bitte dazu mal eine Erklärung ab!
Oliver: Warum eine Erklärung? Findest Du die stilistische Beschreibung nicht zutreffend? Es ist doch heute nun einmal so, dass jede Schublade seine Typisierung braucht. Wir selbst stecken uns in diese Schublade, weil das Grundrezept einfach PunkRock ist, wir selbst aber schon immer ganz gerne über den Tellerrand geschaut haben und so die Einflüsse aus dem Bereich Metal und HC dazu addiert werden. Abgesehen davon spielen Steini, Falko und ich noch in der HC-Kapelle Cross X und die Ursprünge von SOS Ende der 80’er/Anfang der 90’er liegen nun mal im Metal-Sektor. Lange Rede, kurzer Sinn – aus unserer Sicht passt die Beschreibung. Wenn Zuhörer uns aber in eine andere Schublade packen wollen … auch kein Ding!

Chris: Keiner von uns hört ausschließlich PunkRock! Da gibt es noch genug andere Musikrichtungen, die wir ganz gut finden. Die meisten davon sind jedoch tatsächlich der härteren Gangart zuzuordnen. So ist es ein ganz natürlicher Prozess, dass sich auch Hardcore- und Metalpartikel, Verunreinigungen sozusagen, in unseren Sound verirren. Außerdem hat, wie Oli schon sagte, jeder von uns noch andere Projekte bzw. Bands am Laufen.
Das bringt wahrscheinlich noch mehr Einflüsse mit in den Mix … persönlich gefällt mir die Mischung schon ganz gut!

Nach einem Vierteljahrhundert im PunkRock-Zirkus, kommt am 9.2.2018 eure Neue Scheibe „Perlen vor die Säue“. Wie sehr macht es euch Stolz, wieder ein Werk auf den Markt zu schmeißen?
Oliver: „Stolz“ ist ein Wort, das ich überhaupt nicht mag und schon gar nicht im Zusammenhang mit Sick of Society. Es hinterlässt einfach einen faden Beigeschmack und ist für mich sehr negativ behaftet. Wenn Du aber darauf hinaus willst, dass wir glücklich und zufrieden mit der neuen Scheibe sind, dann spreche ich wohl im Namen der gesamten Band, wenn ich sage – wir sind sehr zufrieden und glücklich mit „Perlen“. Die letzten Jahre waren für uns nach Fizzi‘s Ausscheiden alles andere als einfach. Es war nicht unbedingt abzusehen, dass es eine weitere Scheibe geben wird. Deshalb sind wir umso glücklicher die Kurve noch einmal bekommen zu haben und gerade zum 25. Band-Jubiläum wieder mit einem neuen Album an den Start gehen zu dürfen. Hoffentlich gibt es da draußen auch ein paar Leute, die über „Perlen“ ebenso happy sind, wie wir.

Chris: Stolz ist zugegebenermaßen ein schwieriges Wort, vor allem in der heutigen Zeit, in der es wieder als salonfähig gilt, dieses Wort in Bezug auf Nationalität, Religion, etc. zu verwenden. Auf der anderen Seite war die Arbeit an „Perlen vor die Säue“ für mich als Bandküken, aber auch das allererste mal, dass ich an einer richtigen CD mitgewirkt habe, insofern ja, ich zeige das Ding gerne her!!!

Was sind eigentlich die Hauptthemen eurer Lyrics auf der Neuen Scheibe?
Oliver: Hauptthemen in dem Sinne gibt es eigentlich nicht. Da bei uns verschiedene Bandmitglieder für die Texte verantwortlich sind, gibt es logischerweise zahlreiche Einflüsse. Grundsätzlich würde ich aber sagen, dass Anti-Kapitalismus- und Anti–Faschismus-Themen ein ganz eindeutiger gemeinsamer Nenner bei unseren Texten ist. Ich persönlich versuche aber auch noch andere Themen in Textform zu packen. Dabei inspiriert mich letztlich alles, womit ich im täglichen Leben konfrontiert werde. „So ist das Leben“ vom neuen Album ist z.B. ein solcher Text, der im Gesamtkontext etwas aus dem Rahmen fällt, mir aber als Person extrem wichtig ist und sehr viel bedeutet. Ich bin sehr froh darüber, dass es der Text aufs Album geschafft hat.

Chris: Tatsächlich behandeln die meisten Songs dieser Platte irgendwelche gesellschaftskritischen Themen, allerdings läuft auf der Welt gerade auch einiges falsch! Das stellt wohl eine ziemliche Inspirationsquelle dar. Da ich noch nicht so lange Mitglied von SOS bin, habe auch ich noch nicht so viel zu den Texten der Scheibe beigetragen, für mich war es aber wichtig, dass es in den Liedern nicht um irgendeinen belanglosen Mist oder irgendwelche Blödelthemen geht! Damit, was aus den Songs jetzt geworden ist und was sie aussagen, kann ich mich absolut identifizieren!

Was wollt ihr mit dem neuen Album alles erreichen?
Oliver: Puh, die Frage ist schwierig zu beantworten, weil extrem allgemein gehalten. In erster Linie wollten wir erreichen, dass wir aus unserer Sicht ein zufriedenstellendes Album nach 5 Jahren Durststrecke an den Start bringen. Wenn ich für meine Kollegen und mich sprechen darf, dann würde ich behaupten, dass uns das gelungen ist. Darüber hinaus wären wir froh, ein paar Zuhörer dafür begeistern zu können. Erste Reviews und Rückmeldungen von Personen, die das Album gehört haben, waren vielversprechend. Aus kommerzieller Sicht würde es uns freuen, wenn wir rund um die Band professionellere Strukturen aufbauen und etablieren könnten. D.h. in Sachen Bookingagentur, Label, evtl. sogar Management neue Wege beschreiten. Wir wollen garantiert nicht die Überflieger werden, aber etwas Hilfe in manchen Dingen wäre schon schön, um hier und da weitere, kleine Schritte voranzukommen. Meiner Meinung nach, gibt das Album das in jedem Fall her … ebenso das neue Line-Up! Ich persönlich würde mir darüber hinaus wünschen, dass die Texte des Albums den (und natürlich auch die Ein oder Andere) Einen oder Anderen erreichen, bewegen und inspirieren … in welcher Form auch immer.

Chris: Grundsätzlich ging es darum Qualität abzuliefern und ein gewisses Niveau an Professionalität zu vermitteln.
Wenn sich das Ding dann auch noch jemand freiwillig anhört, umso besser!!!

Sick Of Society_2018_4Es gibt euch nun schon seit über 20 Jahre. Wenn ihr mal auf die letzten Jahre zurückblickt, würdet ihr da alles wieder genauso machen oder gibt es Dinge, die ihr ändern würdet?
Oliver: Da ich keine Zeitmaschine besitze und nicht zaubern kann, wird es soweit nicht kommen. Ich persönlich bin Realist, der im Hier und Jetzt lebt. Ich denke es ist wichtiger sich auf die Gegenwart zu konzentrieren, als sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, die man eh nicht mehr ändern kann. Selbst über die Zukunft möchte ich mir keine großen Gedanken machen. Darauf habe ich auch nur bedingt Einfluss … ein einzelner Vorfall kann das eigene Leben komplett auf den Kopf stellen. Ich durfte das die letzten Jahre mehrfach erleben … Das Spiel wird im Moment gespielt … deshalb klare Antwort … Nein, ich würde nix ändern! Alles hatte seine Gründe und wir haben aus jedem einzelnen Fehler gelernt. Auch wenn diese Erfahrungen nicht immer leicht zu verkraften waren.

Was ist euch wichtiger: die Musik oder die Texte?
Oliver: Früher hätte ich klar gesagt – Musik ist wichtiger. Aus heutiger Sicht muss ich allerdings feststellen, dass mir die Texte mehr am Herzen liegen. Ich weiß, dass mancher Bandkollege hier anders denkt. Ich persönlich bin aber der Meinung, wenn Du als Musiker schon die Möglichkeit hast auf einer Bühne zu stehen, um etwas von Dir zu geben, dann sollte dahinter auch Sinn und Verstand stecken. Nach dieser Prämisse versuche ich heutzutage meine Texte zu verfassen. Früher war das nicht unbedingt der Fall. Mit „Ficken-Saufen-Fressen“-Lyrics oder abgehobenem Fantasy-Kram kann ich nix anfangen. Etwas mehr Tiefgang darf ruhig dahinter stecken. In der Hinsicht habe ich eindeutig dazugelernt …

Chris: Ich sage, das hält sich die Waage! Logisch trägt der Text die Aussage des Songs, allerdings wird er kaum jemanden erreichen, wenn die Musik dazu schlecht ist. Anders herum, wird ein furchtbarer Text auch nicht besser, wenn die zugehörige Melodie super ist. Text und Musik gehen Hand in Hand und sollten auf jeden Fall gleich gut sein!

Wäre es auch möglich, dass Ihr einmal thematisch völlig andere Texte machen werdet?
Oliver: Da es hier keine internen Reglementierungen hinsichtlich der Thematiken gibt, würde ich klar sagen, jawohl, alles ist möglich! Solange jeder dahinter steht und es ansprechend verfasst ist …

Chris: Klar! Wenn es ein Thema gibt, das wir als interessant genug erachten … wieso nicht!?

Was würdet Ihr als die Hauptmessage Eurer Lieder bezeichnen?
Oliver: Aufgrund der unterschiedlichen Themen ist das schwer zu beantworten. Ich versuche in meinen Texten nicht unbedingt die Apokalypse heraufzubeschwören, egal wie negativ das Thema auch sein mag, sondern immer auch etwas Positives mitschwingen zu lassen. Das gelingt nicht immer, aber manchmal. Also egal wie übel und scheisse alles auch scheinen mag, etwas Hoffnung auf bessere Zeiten gibt es immer. Man darf nur den Kopf nicht in den Sand stecken … das ist zumindest meine Intention, wenn ich Texte verfasse.

Chris: Grundsätzlich finde ich, dass die meisten unserer Texte auf irgendeinen Missstand, sei es politischer oder gesellschaftlicher Natur, hinweisen und den Zuhörer so auch irgendwie zum Nachdenken anregen. Aber darum geht es ja im PunkRock auch ein Stück weit!

Noch ein paar letzte Worte für die BlattTurbo Crowd:
Oliver: Danke für die Möglichkeit etwas über unser neues Album zu erzählen. Wir hoffen, dass jeder, der das Album hört Spaß dabei hat, soviel Spaß wie wir beim Arbeiten daran hatten! Schaut bei unseren Shows vorbei, bucht uns oder ladet uns einfach auf ein Kaffeekränzchen ein … egal was, wir freuen uns immer!

Chris: Hat er schön gesagt, dem hab ich nichts hinzuzufügen! Aber mich würde es interessieren, ob es bei dem Kaffeekränzchen auch ein kühles Bier gibt?

Oliver: Chris, was für eine Frage … klar!!! Die Devise lautet: Bienenstich und Bier.

Dann danke ich Euch für das Interview und sage jetzt mal: bis bald!